Der Jakobsweg ist der älteste Pilgerweg der Welt und wird seit über 1000 Jahren praktiziert. Wir zeigen Euch die beliebteste Route, decken ein paar Irrtümer auf und geben Euch hilfreiche Jakobsweg Tipps mit auf den berühmtesten Wanderweg in Europa.
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Jakobsweg(e)
Alle Infos auf einen Blick
- Beliebtester Jakobsweg: Camino Francés
- Strecke: 800 Kilometer
- Start: St. Jean Pied de Port, Frankreich
- Ziel: Santiago de Compostela, Galicien, Spanien
- Dauer: Zwischen einer und sechs Wochen
- Beste Reisezeit: Frühling oder Herbst
Auch wenn viele Menschen von DEM EINEN Jakobsweg sprechen, ist das ein Irrtum. Es gibt unzählige Jakobswege und zwar nicht nur durch Spanien sondern auch durch Tschechien, Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und ja, sogar auch durch England!
Die Gemeinsamkeit: Alle enden in der spanischen Stadt Santiago de Compostela, um dort das angebliche Grab des Apostels Jakobus zu erreichen. Und ein absoluter Fun Fact: Selbst wenn Ihr aus der Haustüre hinaus nach Santiago de Compostela lauft, ist dies ein Jakobsweg. Natürlich haben sich aber mit der Zeit beliebte Routen herausgebildet, die seit Jahrhunderten von Pilgern bevorzugt werden.
Beliebtester Jakobsweg
Der beliebteste und bekannteste Streckenabschnitt des Jakobsweges ist natürlich in Spanien und heißt Camino Francés. Circa zwei Drittel der Menschen, die den Jakobsweg gehen, entscheiden sich für genau diese Route in Nordspanien, deshalb nun meine Jakobsweg Tipps für den Camino Francés.
Route
Diese Route beginnt an der spanisch-französischen Grenze in St. Jean Pied de Port und geht weiter nach Pamplona, über Logroño, Burgos, León, Astorga, Ponferrada bis nach Santiago de Compostela. Insgesamt 800 Kilometer müsst Ihr zurücklegen! Der Jakobsweg Camino Francés ist perfekt auf alle Wanderfreunde zugeschnitten und durch die Menge an Pilgern (über 150.000 pro Jahr) bereits am meisten touristisch erschlossen.
Natürlich müsst Ihr nicht genau diese Route nehmen. Ihr könnt auch in Porto, Sevilla, Barcelona, Madrid oder gar aus einem anderen europäischen Land beginnen. Wichtig ist, dass Ihr am Ende Santiago de Compostela erreicht!
Anreise
Zielflughäfen um zum Startpunkt des Jakobsweges nach St. Jean Pied de Port zu kommen sind insbesondere Biarritz (Frankreich), Bilbao, Pamplona oder Santander in Spanien. Von dort aus geht es dann mit dem Bus weiter. Kein Flug ist mehr als 120 Minuten entfernt.
Flüge nach Spanien um zum Startpunkt des Camino Francés zu kommen, findet Ihr bei:
Schwierigkeitsgrad
Egal, ob Ihr noch Anfänger oder schon Fortgeschrittene Wanderer seid, dieser Jakobsweg ist vom Schwierigkeitsgrad leicht bis mittelschwer. Natürlich wird es auch herausfordernd, denn ein paar Berge, wie die Pyrenäen müsst Ihr am Anfang der Strecke schon überqueren, aber es wäre ja auch langweilig wenn nicht.
Das fabelhafte am Jakobsweg ist die Spontanität und Aktivität der Menschen. Hier liegt Ihr nicht faul auf der Haut, sondern jeden Tag erwartet Euch etwas anderes. Ihr könnt ganz flexibel die nächste Tagesetappe von Eurer Tagesform abhängig machen und sucht Euch auch täglich spontan ein Unterkunft.
Beste Reisezeit
Damit Ihr natürlich nicht allzu schnell erschöpft seid, solltet Ihr diese Reise nicht im Hochsommer antreten, sondern am Besten in die Nebensaison auf den Frühling oder Herbst legen, wenn die Temperaturen noch angenehm mild sind und die Sonne nicht täglich 12 Stunden auf Euren Kopf brennt. Außerdem herrscht zu diesen Jahreszeiten nicht so viel Tourismus wie in der Hochsaison.
Dauer
Plant für diese Route circa 5 – 6 Wochen ein, damit Ihr entspannt und spontan wandern könnt und nicht unter Zeitdruck geratet. Ich habe auch davon gehört, dass manche Leute den Jakobsweg nicht an einem Stück, sondern verteilt auf mehrere Jahre meistern. Da sich viele der Wanderer keine 5 Wochen am Stück Urlaub nehmen können, wird nur für 1-2 Woche gewandert und im nächsten Jahr am letzten Stopp weitergemacht. Eine tolle Idee!
Wenn Euch Wandern zu anstrengend ist oder Ihr keine fünf Wochen Zeit habt, dann könnt Ihr ebenso mit dem Fahrrad fahren. Die Radstrecke verläuft nahezu parallel zum Camino Francés und heißt Eurovelo 3. Für diese Strecke braucht Ihr circa acht Tage. Den Jakobsweg mit dem Fahrrad zu entdecken ist heute sehr beliebt: knapp zehn Prozent der Pilger absolvieren den Weg mit dem Fahrrad.
Unterkünfte
Die Unterkünfte sind oft alles andere als luxuriös und es ist eher ein Abenteuer und Aktivurlaub statt in Luxusresorts und Wellnesshotels zu entspannen. Das Wandern des Jakobswegs ist also eine tolle Möglichkeit, um unvergessliche Erfahrungen fürs Leben zu sammeln.
Was macht den Jakobsweg so besonders?
Pilgerstätte
Eigentlich wird der Jakobsweg seit Jahrtausenden praktiziert, um das Grab des Apostels Jakobus in der Kathedrale von Santiago de Compostela zu besuchen. Dieses Ziel ist nach Rom und Jerusalem die bekannteste christliche Pilgerstätte der Welt. Viele Gläubige machten sich damals auf den Weg in das heilige Pilgerzentrum in Spanien.
Touristenziel
Doch seit den 1970er Jahren erlebte der bekannte Jakobsweg einen touristischen Aufschwung. Viele Prominente, wie Papst Johannes Paul II oder Hape Kerkeling, der sogar ein Buch mit hilfreichen Jakobsweg Tipps und einen Kinofilm über seine Reise veröffentlichte, machten den Jakobsweg für viele Reisende attraktiv. Heute wird nicht mehr nur wegen religiösen Gründen nach Santiago de Compostela gepilgert, sondern wegen der tollen Eindrücke und Erfahrungen.
Gruppendynamik und eigene Mitte
Außerdem bilden Pilger on Tour eine Gemeinschaft. Während der Strecke lernt Ihr sicher ganz viele tolle Menschen kennen, die Euch ein Stück begleiten und Euch bei großen und kleinen Krisen weiterhelfen. Mitreisende können Euch auch viele Jakobsweg Tipps mit auf den Weg geben.
Während der Wanderung werdet Ihr außerdem nicht von sämtlichen Medien abgelenkt und könnt so die Natur in vollen Zügen genießen. Das kann äußerst entspannend sein! Wann sonst nehmt Ihr wirklich wahr, wenn eine Schnecke über die Straße tuckert oder welche Vielfalt an Insekten Euch täglich begegnet?
Viele sagen, dass der Jakobsweg nicht nur die Gruppenidentität stärkt, sondern dass Ihr zugleich Eure innere Mitte findet und Euch selbst besser kennen lernt. Das kann ich mir sehr gut vorstellen, denn beim Reisen allgemein lernt Ihr Euch immer ein bisschen besser kennen und gerade beim Jakobsweg müsst Ihr doch das ein oder andere Mal Euren Schweinehund überwinden.
Jakobsweg Tipps & Tricks
„Jakobsweg“, das klingt immer so harmonisch und einfach, doch die Reise kann auch extrem anstrengend sein. Ihr dürft nicht vergessen, dass Ihr jeden Tag kilometerweite Strecken zurück legt! Das sollte natürlich absolut kein Hindernis darstellen und genau das macht den Jakobsweg ja so besonders, doch Ihr solltet das beim Packen und Planen im Hinterkopf behalten.
Damit Ihr nichts Wichtiges vergesst und Eure Reise nicht langweilig und vor allem nicht schmerzhaft und stressig wird, haben wir abschließend noch nützliche Jakobsweg Tipps und Tricks für Euch!
Reiserucksack packen
- Zieht auf jeden Fall ausreichend Musik auf Euer Smartphone. Das wichtigste: die Kopfhörer nicht vergessen!
- Denkt vor allem an ein Taschenmesser, Becher und eine Tupperdose, falls Ihr spontan Picknicken möchtet. Gleichermaßen wichtig sind Sicherheitsnadeln und Wäscheklammern, falls Ihr nasse Kleidung am Rucksack befestigen wollt, damit sie trocknen.
- Ein dünner Schlafsack ist ein absolutes Must-Have! Ihr wisst nicht wie sauber die Betten sind.
- Ich kann Euch empfehlen, Tagebuch zu schreiben. Wenn Ihr das nach in ein paar Jahren lest, kommen wunderschöne Erinnerungen hoch und Ihr könnt anderen Reisenden gute Tipps geben.
- Wenn Ihr nach einem langen und anstrengenden Tag einfach mal abschalten und entspannen wollt, nehmt Euch am Besten einen E-Book-Reader mit. Ein traditionelles Buch ist natürlich auch möglich
- Kleidungstechnisch natürlich die bequemsten Wanderschuhe, die Ihr finden könnt, ebenso ein Paar Wanderstöcke sind auf manchen Streckenabschnitten unabdingbar
- Kleidung für Wind und Wetter und ganz wichtig (gerade für die Weißbrote unter Euch) genug Sonnencreme!
- Bei einer 800 Kilometer Wanderung solltet Ihr außerdem genügend Blasenpflaster und eine gut ausgestattete Reiseapotheke dabei haben.
Vergesst bei Eurer Packliste nicht, dass Ihr Euer Gepäck jeden Tag kilometerweit mit Euch herumschleppen müsst. Jedes Gramm, das Ihr zu viel auf den Hüften tragt, wird sich bemerkbar machen. Allgemein solltet Ihr darauf achten, mit wenig Gepäck und leichten Sachen zu reisen.
Noch mehr Tipps und eine ausführliche Checkliste für Männer und Frauen haben wir Euch in dem Artikel Reisecheckliste zusammen gefasst.
Pilgerausweis
Der Pilgerausweis oder Pilgerpass ist sozusagen Eure Eintrittskarte zum Jakobsweg. Er hat zum einen den Vorteil, dass Ihr während Eurer Reise in nur für Wanderer des Jakobswegs ausgelegten Pilgerherbergen übernachten könnt.
Zum anderen erhaltet Ihr eine Urkunde, die sogenannte Compostela, am Ende Eurer Pilgerreise. Wenn Ihr den Jakobsweg gemeistert habt und in Santiago de Compostela angekommen seid, könnt Ihr Euch Eure persönliche Pilgerurkunde abholen. Dafür müsst Ihr Euren Pilgerausweis lediglich in den verschiedenen Unterkünften, in Kirchen, Touristeninformationen oder Bars abstempeln lassen. Eine Urkunde bekommt Ihr bereits ab 100 Kilometern zu Fuß und 200 Kilometern per Fahrrad.
Den Pilgerausweis erhaltet Ihr an ganz verschiedenen Anlaufstellen und kostet Euch zwischen 2 und 10 Euro. Ihr könnt Ihn direkt in Deutschland, in Österreich oder in der Schweiz beantragen oder direkt vor Ort in Spanien. Vor allem an den begehrten Anlaufstellen des Camino Francés erhälst du an jeder Ecke einen Pilgerausweis. Ich empfehle Euch allerdings, ihn bereits in Deutschland zu beantragen, so erspart Ihr Euch die lästige Suche in Spanien und seid gleich perfekt vorbereitet und könnt loswandern!
Navigation
Viele Pilger sind ausgerüstet mit modernen Navigationsgeräten und mit einer mir unbekannten High-Tech-Ausrüstung. Ihr könnt Euch aber auch einfach einen Reiseführer besorgen und auf der Landkarte nachsehen, wenn Ihr nicht mehr weiter wisst. Vom Weg könnt Ihr eigentlich nicht abkommen, denn alles ist ausgeschildert und überall findet Ihr die bekannte Jakobsmuschel in sämtlichen Farben, an Hauswänden, Formationen aus Steinen oder auf Meilensteinen.
Die Symbole und Pfeilen weisen Euch den Weg! Selbst ohne Karte könnt Ihr kaum vom Weg abkommen. Erlebt ein echtes Abenteuer und lasst die elektronischen Gerätschaften einfach mal zu Hause!
Wasser
Das Thema Wasser spielt beim Pilgern ebenso eine wichtige Rolle, vor allem wenn schwüle Temperaturen herrschen und die Sonne keine Wolke zum Verstecken findet. Schließlich wollt Ihr ja nicht täglich 3 Liter Wasser mit Euch herumschleppen.
Entlang der Pilgerstrecke Camino Francés gibt es circa alle 5 Kilometer einen Brunnen mit Frischwasser. Dort könnt Ihr Eure Flasche wieder auffüllen und Euch kurz erfrischen. Falls sich in einem Streckenabschnitt kein Brunnen befindet, wird dies in Eurem Reiseführer eingezeichnet. Deshalb unbedingt auch einen Reiseführer besorgen und einpacken!
Essen
In den meisten Herbergen gibt es eine gut ausgestattete Küche. Kauft kurz bevor Ihr in der Herberge ankommt im nächstgelegenen Supermarkt ein paar Lebensmittel ein und verarbeitet diese später.
Mit ein bisschen Glück lassen Euch sogar die Vorgänger etwas von Ihrem Abendessen in der Herberge da, was am Vortag übrig geblieben ist. Haltet da also immer die Augen offen!
Aber falls Ihr mal keine Lust auf Kochen habt, ist das auch kein Problem, denn Restaurants findet Ihr an jeder Ecke und viele Herbergen und Gaststätten bieten spezielle Pilgermenüs für circa 15 Euro an, bestehend aus einem 3-Gänge-Menü mit regionalen Spezialitäten plus Wein und Wasser. Ein absolutes Highlight der Menüs ist der Nachtisch Tarta de Santiago, den solltet Ihr unbedingt probieren!
Mehr Spanien Tipps
Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinen Jakobsweg Tipps nun ein paar Fragen beantworten, Euch vielleicht für eine Reise motivieren oder Euch bei Euren Vorbereitungen weiterhelfen. Egal, ob Ihr schon erfahrene Pilger seid und jährlich einen Wanderurlaub macht oder ob Ihr selten wandert und einfach Lust auf den Jakobsweg habt, jeder wird es schaffen und unvergessliche Erlebnisse und Erfahrungen mit nach Hause bringen.
Falls Ihr gerne nach Spanien wollt, aber es nicht unbedingt die berühmte Pilgerroute sein muss, dann schaut in unseren Spanien-Deals vorbei!
Hier gibt es noch mehr Infos zu Eurem nächsten Wanderurlaub in Spanien oder auch woanders: